Free PDF Der Stotterer, by Charles Lewinsky
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Der Stotterer, by Charles Lewinsky
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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Charles Lewinsky, 1946 in Zürich geboren, hat Germanistik und Theaterwissenschaft studiert und als Dramaturg und Regisseur an diversen Bühnen gearbeitet, bevor er als Autor von Shows und Serien zum Fernsehen ging. Seit 1980 ist er freier Schriftsteller, international berühmt wurde er mit seinem Roman ›Melnitz‹. Er gewann zahlreiche Preise, darunter den französischen Prix du meilleur livre étranger sowie den Preis der Schillerstiftung. Sein Werk erscheint in 14 Sprachen. Charles Lewinsky lebt im Sommer in Vereux (Frankreich) und im Winter in Zürich.
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 2 (20. März 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257070675
ISBN-13: 978-3257070675
Größe und/oder Gewicht:
12,3 x 3 x 19 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
4.5 von 5 Sternen
9 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 38.871 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Aus der Sicht eines Stotterers, der wegen Betrugs im Knast ist uns sich auf ein intellektuelles Kräftemessen mit dem Gefängnispfarrer einlässt - der eine spricht, der andere schreibt - entwickelt sich die Geschichte eines in der Kindheit schwer traumatisierten Menschen. Geschickt inszeniert, erfährt der Leser bröckchenweise die Hintergründe: Die Familie unter dem Einfluss eines Gemeindepfarrers, der seine Schäfchen wie eine Sekte unter Einfluss hat und bis in die Erziehung hinein mit psychotischen pseudochristlichen Regeln terrorisiert - brillant geschrieben und nah an der Realität der falsch verstandenen Gottesfurcht und dem kriminellen Missbrauch Abhängiger angesiedelt. Parallelen zu dem Film "Das weiße Band" und Erinnerungen selbst erlebter katholischer Kindheit in den 1950ern werden sichtbar. Hervorragend!
Ein genialer Roman und sehr intelligent geschrieben
Amazing creative pure Lewinsky!
Charles Lewinsky habe ich schon in anderen seiner Romane als großartigen und spitzfindigen Autor kennen gelernt. Sein Sprachwitz, seine zynischen Umschreibungen und sein bitterböser Humor haben mich auch diesmal nicht im Stich gelassen. Und doch hat mich die Geschichte Johannes Hosea Stärckles weniger gefangen genommen, als die Justiz diesen höchst selbst."Ich befinde mich in Rätselhaft." S63Wir erleben ein Ein-Personen-Stück in Schriftform. Stärckle wurde inhaftiert und teilt seine Zelle mit Ambros. Wegen Betrügerei wurde er dingfest gemacht, seine Gier hat ihn überführt. In einem Abkommen mit dem Padre beschreibt er dem Gefängnispfarrer in Briefform sein Leben und dessen Umstände. Er selbst, ein Blender, ein famoser Lügner, ein Opfer bloßer Selbstdarstellung trägt dick auf, wenn es um seine abgemagerte und lieb- und freudlose Kindheit geht. Etwa wenn er von seinen bigotten Eltern zu erzählen beginnt, die ihrem Sektenguru Bachofen am Rockzipfel hangen bis Johannes Hosea Bachofens Ableben etwas nachgeholfen hat. Als Gegenleistung für seine bildreichen Schilderungen wird der bibliophile Stotterer in die Bibliothek versetzt, wo ganz andere Geschäftspartner ihn und sein Schweigen bereits erwarten."Meine Mutter trug Kittelschürze. Damit ist auch sie umfassend beschrieben." S13Was wir dem talentierten Briefe- und Tagebuchschreiber glauben dürfen und was nicht, ist ungewiss. Je weiter die Lesung fortschreitet, umso eher kann ich mir ein Bild von den Wahr- und Unwahrheiten seines Lebens und den wenigen geliebten Menschen machen. Fabelhaft manifestiert er seinen Gedanken mit Zitaten aus der Bibel und als Antithese mit solchen von Schopenhauer.Die Schriftform beginnt rassig und sehr makaber und begeistert mich damit zu Beginn sehr. Allerdings ist mir die teils sehr destruktive und sadistische Tonart auf vierhundert Seiten und mangels eines wirklichen Plots zu lange."Warum machen Sie aus jeder Kleinigkeit ein Gewissen?" S284
Wenn uns der „Schutzbefohlene“ besuchte, unterbrachen meine Schwester und ich selbst die spannendsten Spiele. Denn niemand konnte so gut erzählen wie der Mündel, dessen Vormund mein Vater war. Den Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung, der vom Meisterstück dieses sympathischen Hochstaplers berichtete, habe ich noch heute. Denn wegen Darlehensbetrug verhaftet zu werden und vom Untersuchungsrichter ein namhaftes Darlehen zu erhalten, schaffen wohl nur wenige.Hochstapler, die nur mit Geschichten und nie mit körperlicher Gewalt arbeiten, genossen daher seit eh und je meine Bewunderung. Mit dieser positiven Einstellung legte ich auch die erste mp3-CD der Hörbuchfassung von Charles Lewinskys Roman „Der Stotterer“ ein. Und schon nach wenigen Minuten wusste ich, dass es dem 1982 geborenen Robert Stadlober locker gelingen wird, mich während der nächsten zehn Stunden für Lewinskys Stotterer einzunehmen. Stadlobers kräftige und männliche Stimme kann alle Gemütsstimmungen wiedergeben, die Hosea Stärckle im Gefängnis ereilen. Ob Stärckles schriftliche Mitteilung und Betrachtungen Empörung, Ekel, Trauer, Freude, Entrüstung, Überlegenheit, Verachtung oder eine andere Befindlichkeit ausdrücken, wir hören es.Mit der Figur von Lewinsky hatte der Mündel meines Vaters gemeinsam, dass er Menschen das sagte, was sie hören wollen. Doch weil der „Held“ meiner Kindheit kaum einen Satz ohne Fehler schreiben konnte, war sein Medium die mündliche Sprache. Für einen Stotterer wie Stärckle kommt dies natürlich nicht in Frage. Daher erinnert er sich an sein Talent als Schreiber und bringt es in dieser Disziplin zur Meisterschaft. Mit dem Gefängnisseelsorger trifft er dann die Vereinbarung, Posten als Bibliothekar gegen gute Geschichten. Ob die wahr oder erfunden sind, wird nicht festgelegt.Charles Lewinsky will selbstverständlich viel mehr als einen unterhaltsamen Schelmenroman schreiben. Daher finden sich immer wieder Reminiszenzen an Größen der europäischen Geistesgeschichte. Und weil Stärckle in einer Sektenfamilie aufwuchs, ist es für ihn ein Leichtes, beim Gefängnisseelsorger auch mit Bibelzitaten zu punkten.Bei der Einordnung von Lewinskys sprachlichen Highlights bin ich unschlüssig, wie ich die vielen Kalauer und teils erzwungen wirkenden Wortspielereien bewerten soll. Sollen sie Stärckle als Opportunisten charakterisieren oder einfach der Unterhaltung dienen? Hätte ich mir solche Passagen nicht von Robert Stadlober erzählen lassen, wäre Überlesen mein Rezept gegen solch kleine Ausrutscher gewesen. Aber bei einem Sprachvirtuosen wie Charles Lewinsky fallen kaum sichtbare Kratzer natürlich nicht ins Gewicht.Ob das geschriebene Wort so viel mächtiger ist als das mündliche, wie dieser Roman suggeriert, bezweifle ich. Aber letztlich sind solche Vergleiche unwichtig. Denn es ist die Sprache an sich, die Lewinsky auf unterhaltsame Weise hochleben lässt. Und allein das lohnt im Bilderzeitalter die Lektüre. Zudem liefert Lewinsky als erfahrener Drehbuchautor noch einen Krimi frei dazu. Denn warum Stärckle im Gefängnis sitzt, weiss man zu Beginn ebenso wenig wie seine weiteren Taten.Mein Fazit: Während mir Charles Lewinsky schon lange ein Begriff ist, war der Sprecher des Audiobuches, Robert Stadlober, eine echte Entdeckung. Denn er meistert die Aufgaben, schriftliche Verlautbarungen eines Stotterers authentisch zu lesen, schlicht hervorragend. Der Hochstapler, den ich in meiner Kindheit kennenlernte hätte bestimmt ebenfalls Freude an diesem Hörbuch gehabt. Zumal Lesen nicht sein Ding war.
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